Cover Heft 29

Heft 29, März 2019

Buchbesprechung

Heinrich Vaske (Hrsg.) CIO Jahrbuch 2019 - Prognosen zur Zukunft der IT Die IT-Fakten der 110 größten deutschen Konzerne sortiert nach Branchen. Die wichtigsten IT-Anbieter und Berater IDG Business Media GmbH, München 2018 235 Seiten
ISBN 978-3-942922-71-5 € 39,90

Das "CIO Jahrbuch" erscheint mit seinen Prognosen zur Zukunft der IT seit dem Jahr 2011 und geht damit bereits in seine achte Runde. Höchste Zeit also, möchte man meinen, dass es an dieser Stelle Aufmerksamkeit erfährt. Das "CIO Jahrbuch" ist eines unter vielen Print- und Onlineprodukten aus dem IDG-Portfolio, zu dem neben der "Computerwoche" auch die Zeitschrift "CIO - IT-Strategie für Manager" zählt. Mit der zugehörigen Webseite "cio.de" steht dann das Jahrbuch auch in enger Verbindung - dazu später mehr.

Das Jahrbuch gliedert sich in drei Kapitel, die den Haupt- und Untertiteln auf dem Cover entsprechen. Das erste Kapitel beinhaltet auf knapp 40 Seiten Prognosen zur Zukunft der IT. Das zweite Kapitel enthält Fakten zur IT der 110 größten deutschen Konzerne. Auf 130 Seiten bildet es vom Umfang her den Kern des Buches. Das dritte Kapitel präsentiert auf rund 50 Seiten strukturierte Beschreibungen von Beratungsunternehmen und IT-Anbietern. Die Kapitel stehen im Grunde weitgehend isoliert nebeneinander. Nur vier der insgesamt zehn Prognosen stammen von Autoren, deren Unternehmen in den beiden folgenden Kapiteln vertreten sind.

Das erste Kapitel war für den Rezensenten das spannendste. Zehn Autoren treffen ihre Prognosen, als Wette formuliert. So wettet beispielsweise Professor Stefan Jähnichen von der TU Berlin, dass in fünf Jahren mehr als 30 % der Autos von den Straßen verschwunden sein und die verbliebenen Fahrzeuge bis zu 50 % gemeinsam genutzt werden. Leider sind nicht alle Prognosen derart aussagekräftig und überprüfbar. So wird die Prognose von Markus Sontheimer, Schenker AG, dass im Jahr 2024 AI-Anwendungen (Artificial Intelligence, AI) so zum Tagesgeschäft gehören werden wie heute MS Word und Excel, schon allein dadurch erfüllt, dass Microsoft seine Office-Produkte derzeit bereits verstärkt mit AI-Komponenten ausstattet. Da die Autoren aus der Topmanagementebene stammen, sind ihre Wetten aber trotzdem aufschlussreich. In der Summe der Beiträge ergibt sich ein Bild sowohl der aktuellen Herausforderungen als auch der als relevant angesehenen IT-Entwicklungen. Es zeichnet sich schon etwas klarer ab, was die Unternehmen und insbesondere die CIOs unter der Überschrift "Digitalisierung" so umtreibt. Neben den üblichen Begriffen, wie Cloud, Agilität, Serviceorientierung und Big Data, scheinen die Verantwortlichen doch mit Vehemenz auf IoT (Internet of Things) und damit verbundene, allgegenwärtige Sensorik, Predictive Analysis, den digitalen Zwilling (eines Prozesses, Produkts oder Diensts) sowie fachspezifische AI-Anwendungen zu setzen. Ob dadurch wirklich - so die Wette von Clemens Schophaus von EON Business Services GmbH - in fünf Jahren eine datenbasierte Wertschöpfung für mehr als 30 % der Unternehmen erfolgsentscheidend sein wird, wird sich zeigen. Aber heute schon können sich Unternehmen fragen, welche Anteile ihrer Geschäftsprozesse datenbasiert sind oder sein können bzw. müssen, worin ihre datenbasierte Wertschöpfung überhaupt besteht und wie hoch sie aktuell ist oder demnächst sein wird bzw. soll. Spätestens über derartige Fragen landet man bei der IT-Strategie inklusive der digitalen Transformation von Geschäftsmodellen - und damit bei Fragestellungen der IT-Governance.

Das zweite Kapitel liefert die Fakten zu den 110 größten deutschen Konzernen, Banken und Versicherungen. Gespeist wird dieser Teil offenbar aus den Inhalten der Top-500-Datenbank der cio.de-Webseite. Hierbei sind im Jahrbuch dann auch Informationen enthalten, die im Internet nur mittels einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft zugänglich sind: Daten zum CIO, zur Zahl der IT-Mitarbeiter, zum IT-Budget, zu IT-Zielen, zur IT-Organisationsstruktur u. a. m. Da im Jahrbuch jedem Unternehmen eine Seite gewidmet ist, dürfen keine Detailinformationen erwartet werden. Auch sind nicht immer Werte für die jeweiligen Positionen angegeben (das gilt leider vor allem für die Angaben zum IT-Budget). Die Kopplung mit der Top-500-Datenbank fand der Rezensent insofern hilfreich, als zu jedem Unternehmen unter dem Reiter "Firmen-News" redaktionelle Beiträge der cio.de-Plattform aufgelistet und verlinkt sind. Dies ermöglicht dann doch eine sehr gute Übersicht über die IT-Belange des jeweiligen Unternehmens.

Laut der Einleitungsseite zum dritten Kapitel ist dieser Teil als Vorstellung der betreffenden Unternehmen zu verstehen. Es handelt sich nach Verlagsangabe um gesponserte IT-Berater- und Dienstleisterprofile. Inwieweit diese werbliche Darstellung für die Leser von Interesse ist, muss jeder für sich selbst beurteilen.

Fazit

Das CIO-Jahrbuch bietet mit seinen Wetten interessante Einblicke in die auf die nahe Zukunft gerichteten Vorstellungen der IT-Topmanager. Die weiteren Kapitel sind als mehr oder weniger hilfreiche Informationen "an der Oberfläche" zu sehen. Richtig spannend wird es dann in drei Jahren, wenn die Erfüllung der 10-Jahres-Prognosen des CIO Jahrbuchs 2012 beurteilt werden kann. Ich wette, dass der Verlag diese Chance für einen Rückblick von Autoren und Experten auf das Erreichte und Verpasste der digitalen Transformation nutzen wird.

Prof. Dr. Michael Klotz
Hochschule Stralsund

michael [dot] klotz [at] hochschule-stralsund [dot] de

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