Buchbesprechung
Der Untertitel des Buches verdeutlicht die Ziele, die der Autor bei der Veröffentlichung dieses Buches verfolgt: Den Leser erwarten Einführung, Zusammenfassung und Übersicht der elementaren Empfehlungen.
Eine Einschätzung kann bereits zu Beginn dieses Beitrags abgegeben werden: Diesem Ziel wird Roland Böttcher gerecht.
Das Buch ist durchgängig klar und strukturiert aufgebaut, was dem Leser die Orientierung erleichtert. In Kapitel 1 erfolgt eine kurze Einführung in die Thematik des IT-Servicemanagements sowie den Standard ITIL. Außerdem werden in diesem Abschnitt Begriffe sowie Buchaufbau erläutert. Ein Vorteil dieser sehr kurzen Einführung ist, dass sie auch rein praktisch interessierte Leser erreicht, die eine lange, detaillierte Einführung wohl, wenn auch nachteilig für das Verständnis, überspringen würden. Die Kürze des Grundlagenteils hat jedoch auch Nachteile: So werden die Grundlagen und Besonderheiten des IT-Servicemanagements sowie auch die Einordnung in die übergeordneten Gebiete IT-Governance und IT-Management zuwenig betrachtet, wodurch diejenigen, die auch am IT-Servicemanagement und nicht nur an ITIL interessiert sind, auf andere Quellen zurückgreifen müssen.
Die folgenden fünf Kapitel behandeln jeweils eines der fünf Bücher der ITIL-V3-Publikation.
Hier fällt auf, dass die Kapitel 2 Service Strategy und 6 Continual Service Improvement im Vergleich zu den übrigen Kapiteln eine andere Struktur aufweisen. Es scheint, als erfolgte die Aufarbeitung der jeweiligen Bücher unter unterschiedlichen Gesichtspunkten, was jedoch auch dem Inhalt und der Struktur der Originalpublikation geschuldet ist.
Kapitel 2 behandelt nur einige wenige Punkte der umfangreichen ITIL-Publikation zum Thema Service Strategy. Der Autor beschreibt - ohne Gründe zu nennen - lediglich die Punkte Business Integration, Service Portfolio Management und IT Financial Management, verweist aber für eine detailliertere und umfangreichere Beschreibung auf andere Monografien.
Die Kapitel 3 bis 5 sind sehr ähnlich aufgebaut. Sie folgen einer klaren und konsequent angewendeten Struktur, was sehr positiv zur Übersichtlichkeit und Gefälligkeit des Buches beiträgt. Insbesondere eignet es sich dadurch auch zum Nachschlagen. Es erfolgt zunächst jeweils eine kurze Vorstellung der Teilpublikation, inklusive einer Aufzählung der im Verlauf des Kapitels vorgestellten Prozesse. Jeder einzelne Prozess wird dann in identischer Art und Weise erläutert. Als sehr gelungen hervorzuheben ist der "Steckbrief" am Beginn einer jeden Prozessbeschreibung. Dieser Steckbrief enthält die fundamentalen Informationen über den Prozess (Zweck, wichtige Aktivitäten, Methoden und Tools, Output), eine Bewertung durch den Autor sowie ein Beispiel. Im Anschluss an diesen Steckbrief werden jeweils folgende Unterkapitel beschrieben: Ziele, Prozessaktivitäten, Steuerung des Prozesses und Erfolgsfaktoren für die Umsetzung. Die gut nachzuvollziehende Prozessbeschreibung ist sinnvoll mit übersichtlichen Grafiken angereichert, die das Verständnis des Lesers weiter verbessern.
In Kapitel 4 werden nicht alle Prozesse der Service Transition erläutert, eine Lücke, die der Autor jedoch hinreichend begründet.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit der Teilpublikation Continual Service Improvement und kann von seiner Struktur ehermit Kapitel 2 verglichen werden. So folgt auch dieses Kapitel keiner klaren Struktur, und die Auswahl der Inhalte scheint etwas zufällig. Alles in allem wird dieser zur Vollständigkeit des Buches wohl notwendige Teil etwas stiefmütterlich behandelt.
Formal betrachtet hat das Buch einige Schwächen, so finden sich im Literaturverzeichnis etliche formale, aber auch inhaltliche Fehler, die die Auffindbarkeit der angegebenen Literatur erschweren.
Das allgemeine Druckbild ist angenehm, und die bekannten kurzen Randnotizen und das Glossar tragen zur Übersichtlichkeit und Handhabbarkeit des Buches bei. Der Vergleich mit ITIL V2 wird fast vollständig vernachlässigt, was den mit ITIL V2 vertrauten Leser zunächst verwundern mag. Jedoch sind die Unterschiede, insbesondere in der Struktur, zu weitreichend, als dass imZuge dieser kurzen Einführung ein sinnvoller Vergleich möglich gewesen wäre. Mit Verweis auf das Ziel dieses Buches ist es dann eine sehr gute Entscheidung, gänzlich auf Vergleiche mit V2 zu verzichten.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass Roland Böttcher ein wirklich gefälliges Werk verfasst hat, das erstaunlich schnell einen Beitrag zur Sekundärliteratur im Bereich ITIL V3 in deutscher Sprache geleistet hat und sowohl dem praktisch als auch dem wissenschaftlich interessierten Leser zu empfehlen ist. Für eine Erweiterung wäre sowohl eine Einordnung in die Themengebiete IT-Governance/IT-Management denkbar als auch ein Vergleich von ITIL V3 mit anderen Modellen und Standards, wie CMMI, ISO 2700x/20000 und natürlich COBIT.
Stefanie Alter
Prof. Dr. Matthias Goeken
Frankfurt School of Finance & Management
IT-Governance-Practice-Network
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